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In Kooperation mit dem Göttinger Verein zur Förderung antifaschistischer Kultur e. V. zeigen wir diese Ausstellung vom 1. bis 22.9.2017 in der Stadtbibliothek Göttingen.
Wir beteiligen uns am Rahmenprogramm mit zwei Veranstaltungen am 5.9.2017 und 19.9.2017 (siehe unten).


Zum Inhalt der Ausstellung:
Ab Ende 1943 fanden viele Frauen und Männer den Mut und die Kraft zum Widerstand gegen die deutsche Besatzung und den italienischen Faschismus. Die hier gezeigte Ausstellung vom Istituto per Storia della Resistenza e della società contemporanea di Reggio Emilia (Istoreco, Institut für die Geschichte des Widerstands und Zeitgeschichte von Reggio Emilia) beleuchtet die Partisanenbewegung von verschiedenen Seiten, um zu einem besseren Verständnis der Resistenza beizutragen.

Der Ausstellungsort – das Gebäude der Stadtbibliothek Göttingen – stellt dabei einen authentischen Ort der Erinnerung dar: Während des Deutschen Faschismus wurden hier weit über hundert Antifaschist_innen aus Göttingen inhaftiert. Eine der ehemaligen Haftzellen wird während der Ausstellung begehbar sein.

Realisiert wurde die Ausstellung vom Istoreco in Zusammenarbeit mit der Berliner CultureLabs e. G.. Auf der Homepage der Ausstellung gibt es weitere Informationen und Berichte der Partisan_innen.

Weitere Kooperationspartner sind die Rosa-Luxemburg-Stiftung, der Bund deutscher PfadfinderInnen Niedersachsen und der Fachdienst Kultur der Stadt Göttingen. Unterstützt wird die Ausstellung durch die Göttinger Kulturstiftung.

Begleitet wird Ausstellung von folgenden fünf Veranstaltungen, die das Thema Widerstand weiter vertiefen. Alle Veranstaltungen finden in der Stadtbibliothek Göttingen, Gotmarstr. 8, statt. Den Flyer mit allen Veranstaltungen können Sie hier herunterladen.

 

„Die Geige aus Cervarolo“ – Ausstellungseröffnung und Dokumentarfilm

Freitag, 1.9.2017, 18:00 Uhr

Zur Eröffnung der Ausstellung ist einer der Kuratoren zu Gast. Matthias Durchfeld berichtet über die Entstehung der Ausstellung und über geschichtliche Hintergründe. Am Abend zeigen wir außerdem seinen Film „Die Geige von Cervarolo“. Im Jahr 1944 verübt die SS ein Massaker an den BewohnerInnen des Dorfes Cervarolo, wegen des Vorwurfs der Unterstützung der Partisanen. Siebenundsechzig Jahre später findet ein Prozess statt, der die Täter von damals zumindest offiziell benennen soll. Die Dokumentation „Die Geige von Cervarolo“ interviewt Überlebende und Angehörige der Opfer und begleitet das Prozessgeschehen. Im Anschluss daran besteht die Möglichkeit zum Gespräch mit dem Regisseur.

 

Widerstand damals & heute – Talkrunde

Dienstag, 5.9.2017, 19 Uhr
Das Gedenken an die WiderstandskämpferInnen von damals kann nicht beim Niederlegen von Kerzen und Blumen enden. Auch heutige Ereignisse zwingen uns eine Haltung zu ihnen zu entwickeln. Doch ab wann beginnt eine oppositionelle Haltung Widerstand zu sein? Gibt es Kriterien, an denen sich Widerstand messen lassen muss? Diese und weitere Fragen möchten wir, gestützt durch kurze Input-Referate, in offener Atmosphäre mit euch diskutieren.

Die Inputs:
Die Göttinger Historikerin und Beirätin des Vereins „NS-Familien-Geschichte e.V.“ Dr. Frauke Geyken wird die Input-Referate eröffnen mit einer Einführung zu Handlungen, welche unter den Begriff „Widerstand“ fallen – und welche nicht. Sie gibt einen kurzen Überblick über Widerstand im „Reich“, unter besonderer Würdigung der Rolle von Frauen.

Daran schließt Roland Laich, Vorstand des Vereins „NS-Familien-Geschichte e.V.“, einen Überblick über die Vielfalt widerständigen Handelns in besetzten Ländern an, am Beispiel Luxemburgs, Belgiens und Frankreichs: Von der Unterstützung des sich Mitte der 30er Jahre reorganisierenden kommunistischen deutschen Widerstands durch LuxemburgerInnen, dem organisierten Rettungswiderstand in Frankreich, über Fluchtnetzwerke für desertierte Zwangsrekrutierte und geflohene bzw. abgeschossene alliierte Soldaten, dem individuellen oder kollektiven Verstecken von Verfolgten z.B. in Bergwerken in Luxemburg (auch hier spielte eine Frau eine tragende Rolle), bis hin zu Sabotage und bewaffnetem Widerstand (Maquis) bzw. Kampf in regulären alliierten Armeen.
Ein Lokalbezug besteht durch zwei Göttinger, die in Luxemburg zu wichtigen NS-Tätern wurden: Friedrich Schmidt – im Sommer 1944 als Leiter der „Abteilung IV 1a“ der Gestapo in Luxemburg zuständig für die Verfolgung von „Kommunismus, Marxismus, Feindpropaganda, Widerstandsbewegungen und Rundfunkverbrechen“ und Bruno Jung – früherer Göttinger Oberbürgermeister, Göttinger Ehrenbürger und Schreibtischtäter in Luxemburg.

Der Göttinger Historiker Dr. Rainer Driever rundet die Input-Referate ab mit Informationen über Handlungen des Widerstands und der Selbstbehauptung in der ersten Repressionsphase der NS-Diktatur in Göttingen, Hann. Münden, Einbeck und Northeim. Diese Menschen handelten aus ganz unterschiedlichen religiösen, politischen oder weltanschaulichen Motivationen heraus.

Der Bericht des Stadtradios Göttingen über diese Veranstaltung ist hier zu hören (4 min) und zu lesen.


Vielfältiger Widerstand – Szenische Lesung

Samstag, 9.9.2017, 19 Uhr

Was war Widerstand gegen den Deutschen Faschismus? Was hat die Widerständigen geeint, wo lagen Unterschiede? Wie konnten Menschen in einer scheinbar aussichtslosen Situation widerständig bleiben? Was bewegt sie dabei? Immer weniger ZeitzeugInnen des Deutschen Faschismus können mit uns ihre Perspektive teilen. Mit einer Collage aus szenischer Lesung, Interviewbeiträgen und künstlerischer Gestaltung wollen wir die historischen AntifaschistInnen wieder zu Wort kommen lassen.


„Sabotatori“ – Filmvorführung

Freitag, 15.9.2017, 18 Uhr

Der Film „Sabotatori“ begleitet den ehemalige Partisan Fernando Carvazzini und drei TeilnehmerInnen der vom Istoreco geführten Wanderung „Sentieri partigiani“ in ihrem Alltag. Sie erzählen jeweils aus ganz unterschiedlicher Perspektive über ihr politisches Engagement und ihre Motivation im reggianer Apennin die Wege der PartisanInnen nachzuwandern. Unter ihnen ist auch ein Aktivist des alternativen Kulturrzentrums AKuBiZ e.V. Er wird an diesem Abend zu Gast sein und für Fragen aus dem Publikum offen sein.


Die Verbrechen der Ordnungspolizei in Italien 1943-1945 – Vortrag

Dienstag, 19.9.2017, 19 Uhr

Die letzte Veranstaltung in der Reihe lenkt den Blick auf die deutschen Täter. Das Wissen darum, dass die Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs zahlreiche Verbrechen auch in Italien begangen hat, ist mittlerweile weit verbreitet. Ebenso ist es bekannt, dass die Ordnungspolizei im Osten für Massemorde und Deportationen verantwortlich war. Dass diese Ordnungspolizei in Italien ebenfalls an zahlreichen Massakern beteiligt war, ist weit weniger bekannt. Die Recherche der Referentin unseres Vereins begann mit einem Fotoalbum aus dem Krieg, ein paar Ortsnamen und einigen Familienerzählungen. In ihrem Vortrag erzählt sie davon, an welche Orte ihre Spurensuche sie geführt hat. Anhand einiger Beispiele berichtet sie von den „Bandenbekämpfungsaktionen“ des 15. SS-Polizeiregiments in Oberitalien und zeichnet Werdegänge einzelner beteiligter Polizisten bis in die 1970er Jahre nach.