Montag, 29. Mai 2017 um 20 Uhr im Kino Lumière, Geismarlandstraße 19, Göttingen

In Kooperation mit dem Kino Lumière zeigen wir den Film „Das zweite Trauma – das ungesühnte Massaker von Sant’Anna di Stazzema“. Der Autor des Films Jürgen Weber wird anwesend sein.

kinoplakat das zweite trauma

Vereinsmitglied Susanne Pauli begann Anfang 2016 die Lebensgeschichte ihres Großvaters näher zu beleuchten. Dabei stieß sie auf ein Fotoalbum, das ihn und seine Kriegskameraden zwischen 1943 und 1945 in Uniformen eines SS-Polizeiregiments in Norditalien (Piemont) zeigt. Auch Fotos von Einsätzen gegen PartisanInnen fanden sich darunter.

Bei der Recherche zum Thema begegnete sie einem früheren, aus den Augen verlorenen Bekannten wieder: Jürgen Weber, der seit über 20 Jahren zum Thema deutsche Besatzung in Italien, Widerstand und Partisanenkampf arbeitet.

Da lag es mehr als nahe, Jürgen Weber mit seinem Film „Das zweite Trauma – das ungesühnte Massaker von Sant'Anna di Stazzema“ nach Göttingen einzuladen.

Zum Film:

Im nordtoskanischen Bergdorf Sant’Anna di Stazzema wurden im Sommer 1944 rund 560 Zivilisten, überwiegend Frauen und Kinder, von Einheiten der Waffen-SS teils unvorstellbar grausam umgebracht. 2015 wurde das Verfahren gegen den letzten noch lebenden Kriegsverbrecher dieses Massakers in Deutschland eingestellt.

In seinem Autorenfilm „Das zweite Trauma – das ungesühnte Massaker von Sant’Anna di Stazzema“ zeichnet Jürgen Weber historische und juristische Sachverhalte nach. Der Film lässt aber auch den Erinnerungen und Emotionen der Überlebenden Raum. Allesamt damals als Kinder buchstäblich den Leichenbergen entstiegen und verwaist. Auf das erste Trauma folgte das der in Italien verspäteten, in Deutschland verhinderten juristischen Aufarbeitung. Die Öpfer wollen keine alten Männer im Gefängnis sehen. Nicht Rache wollten sie, sondern die Anerkennung des Unrechts und der Schuld der Täter – auch und gerade von offizieller deutscher Seite.

sant anna di stazzema gedenkstaette„Das zweite Trauma“ – das sind über Jahrzehnte versteckte Ermittlungsakten in Italien. Ein von deutschen Behörden verschlepptes Ermittlungsverfahren. Eine Einstellungsbegründung der Staatsanwaltschaft Stuttgart, welche die Grausamkeit und die niedrigen Beweggründe der Täter als Mordmerkmal nicht erkennen wollte.

Ein ganz besonderes Werk. Eines der letzten Zeugnisse von NS-Verbrechen – das Zeugnis der Kinder des Massakers von Sant’Anna. Eine schonungslose Aufklärung über ein lang verdrängtes Kapitel deutsch-italienischer Realität.

Ein Autorenfilm von Jürgen Weber. Filmlänge: 72 Minuten.
Redaktions- und Produktionsleitung Katrin Brüggemann. Produktion: Querwege®, Konstanz © 2016
Filmmusik: Carlo Pestelli, Matteo Castellan und Emanuele Cardi

Zum Autor:

Jürgen Weber ist Journalist, Autor und Regisseur. Zum Thema deutsche Besatzung in Italien, Widerstand und Partisanenkampf arbeitet er schon seit über 20 Jahren. Im Zuge dieser Arbeit entstanden zahlreiche Artikel, ein Dokumentarfilm im Piemont und das Buch „Einmal Partisan – immer Partisan“. Zudem ist Jürgen Weber Herausgeber des Wanderlesebuches „Partisanenpfade im Piemont“. Wie die Verlagsedition Querwege® ist der Sitz seines Büros am Konstanzer Seerhein.

„Das zweite Trauma“ bei Facebook und Youtube (Trailer in deutsch und italienisch und Kurzfilm "Jenseits der Traumata - Versöhnung und Freundschaft").