Digitaler Lehrpfad zur NS-Geschichte in Stuttgart
For an english version please see below.
Projektidee „Digitaler Lehrpfad”
Die Idee für einen „Digitalen Lehrpfad” entstand, als wir im Rahmen unserer Recherchen feststellten, dass man an vielen geografischen Orten über die NS-Zeit erzählen könnte. An historisch authentischen Orten wollen wir mit dem „Digitalen Lehrpfad” die Ereignisse vermitteln, die sich an diesen Orten abspielten. In Roland Laichs Geburtsort Stuttgart, in der NS-Zeit „Stadt der Auslandsdeutschen” und wichtiger Rüstungsstandort, soll ein Pilotprojekt starten. Die Inhalte sollen in Zusammenarbeit mit lokalen Initiativen ausgearbeitet werden.
Die Inhalte sollen für Mobilgeräte (Smartphones und Tablets) aufbereitet werden. Die Navigation durch die Seiten wird auch anhand der Standortdaten des Geräts ermöglicht. Die jeweils benachbarten Anlaufpunkte des „Digitalen Lehrpfads” können schnell gefunden werden. So kann man sich zu jeder beliebigen Zeit anschauen, was gerade von Interesse ist. Man kann jederzeit unterbrechen und zu anderer Zeit fortsetzen. Der öffentliche Raum wird zur Ausstellung und zum Lernort. Das Lernen wird selbstbestimmt, mobil und authentisch. Das Projekt greift so das mobile Medienverhalten auf, um dieses schwierige Thema zeitgemäß und anschaulich zu vermitteln.
Hintergrund und Konzept
In der europäischen Nachkriegsgesellschaft sind wichtige Werte wie Toleranz anderen Meinungen und Glaubenseinstellungen gegenüber sowie Achtung der Menschenwürde nur teilweise angekommen. Diese wurden als Lehren aus beiden Weltkriegen und Faschismus bewusst als Fundament der europäischen Verständigung gesetzt. Das Wissen um das Grauen der NS-Zeit und das Bewusstsein für die Bedeutung dieser Werte verblasst 70 Jahre nach Kriegende. Seit einigen Jahren nehmen Intoleranz und Hassideologien wieder erschreckend zu.
Insbesondere für junge Menschen ist die NS-Zeit schwer vorstellbar, denn die Bezüge des Themas zum eigenen Alltagserleben sind nicht unmittelbar greifbar. Selbst dort, wo Wissen über den Nationalsozialismus grundsätzlich präsent ist, fehlen oft die lokalen und persönlichen Bezüge. Großes Unwissen besteht bezüglich der Beteiligung von Familienangehörigen und deren Umfeld in der NS-Zeit. Oft wird − mittlerweile in der dritten Generation − an tradierten Familienlegenden festgehalten, ohne diese zu hinterfragen.
Das Wecken des Interesses mit Hilfe von Zeitzeugen, durch die noch ein persönlicher Bezug hergestellt werden kann, wird immer schwieriger, da diese nicht mehr lange leben. Unser Projekt gibt eine Antwort auf die in den letzten Jahren verstärkt geführte Diskussion, wie Wissensvermittlung über die NS-Herrschaft an nachfolgende Generationen auch ohne Zeitzeug/innen gelingen kann: Der „Digitale Lehrpfad“ vermittelt Wissen und Fakten nicht schulbuchartig abstrakt, sondern holt die behandelten Themen anhand realer, detailreicher und belegter persönlicher Biografien und Fakten und an authentischen Orten aus der Abstraktion. So wird das Thema für das Publikum anschaulich und erlebbar. Dabei werden explizit auch Täterbiografien dargestellt, die deutlich machen, dass NS-Täter oft aus der Mitte der Gesellschaft kamen.
Der „Digitale Lehrpfad“ ermöglicht eine vielschichtige Auseinandersetzung mit dem Thema Nationalsozialismus: Die Besucher/innen werden motiviert, sich mit der globalen, der lokalen und der ganz persönlichen Ebene der NS-Zeit auseinander zu setzen. Er vermittelt Informationen über das Funktionieren des NS-Regimes und fördert so eine kritische Auseinandersetzung mit Hassideologien und ihren Konsequenzen. Der „Digitale Lehrpfad“ trägt so zu Toleranz und Verantwortung bei.
Mit konkreten Hilfestellungen soll der Lehrpfad auch eigene Recherchen anregen und unterstützen. Denn Recherchen im persönlichen Umfeld stellen den lokalen, persönlichen und familiären Zugang zum Thema her. Sie sind ein wirkungsvolles Instrument gegen NS-Demagogie.
Project idea "Digital didactic trail"
The idea for a "digital didactic trail" occurred during our research when we recognized that one could narrate of the Nazi period at many geographical locations. With the "digital didactic trail" we want to convey the events at historically authentic places that took there place. In Roland Laichs native town Stuttgart, titled "city of expatriate Germans" and place of important armament production, we plan to launch a pilot project. The contents will be developed in collaboration with local initiatives.
The content will be layouted for mobile devices (smartphones and tablets). Navigating the pages will also be driven by geolocation data of the device. The adjacent stations of the "digital educational pathway" will be found quickly that way. One can visit any station at any time, just what currently may be of interest. One can stop or continue at another time. The public space will become exhibition and place of learning. Learning will become self-determined, mobile and authentic. The project takes as to the mobile media behavior in order to convey this difficult topic vividly and by contemporary means.
Background and Concept
In the post-war European society important values like tolerance of other opinions or religions and respect for human dignity were internalized only partially. These values are lessons learned of two world wars and fascism and therefore taken as basic concept of European Understanding. The knowledge about the horror of the Nazi era and the awareness of the importance of these values is fading seventy years after the end of war. Since several years intolerance and hate ideology come back in frightening dimensions.
Especially for young people the Nazi era is hard to understand as the context of the subject to own everyday experience are not intuitive tangible. Even where knowledge about Nazism is fundamentally present often the link to local and personal context is missing. Great ignorance exists concerning involvement of family members and their environment in the Nazi era. Many German people adhere to traditional family legends without critical questioning - now in third generation.
Generating interest by testimonials of witnesses, which is still an effective way by means of personal context, is becoming increasingly difficult, because the will not live for a long period any more. Our project is an answer to the discussion of how knowledge about the Nazi regime can be reported to subsequent generations without witnesses: The "Digital didactic trail" conveys knowledge and facts not in an abstract and textbook-like way, but reports its topics in the context of to real, detailed and documented personal biographies and facts and at authentic places. By this means the issue is tangible and perceivable for the audience. Biographies of Nazi perpetrators will be shown explicitly to illustrate the fact that they often came right out of the middle of society.
The "Digital didactic trail" will allow a complex approach to the topic of National Socialism: The audience will be motivated to exam the global, local and personal implications of the Nazi era. It will provide informations about of how the Nazi regime functioned, and will promote a critical view on hate ideologies and their consequences. By this means the "Digital didactic trail" contributes to tolerance and responsibility.
By providing practical assistance the didactic trail intends to encourage own researches. For researches in the personal environment provides a local, personal and familiar approach to the subject. They are an effective mean against Nazi demagoguery.
Digitaler Lehrpfad in Stuttgart
Wir haben es geschafft !!!
Wir gehören zu den 110 Gewinnern der „Google Impact Challenge Deutschland” und freuen uns über 10.000 € für unser Projekt „Digitaler Lehrpfad zur NS-Geschichte in Stuttgart”.
Aktuelles
Gedenkprojekt Palzem/ Nennig

Die französischen Staatsbürger und Widerstandskämpfer Marcel Voyat, Henri Uguccioni und Edmond Helck wurden am 4. September
1944 verhaftet und nach bisherigem Kenntnisstand am 8. September 1944 in Palzem erschossen. Edmond Helck war 16 Jahre alt.
Am 8. oder 9. September 1944 wurden die französischen Staatsangehörigen Georges Claudon und Germaine Causier sowie Emile Deiskes in Nennig erschossen. Die luxemburgisches Staatsbürger Michael Bockler und Nicolas Weiwers wurden am 2. oder 3. September in Dudelange
festgenommen und vermutlich in Nennig erschossen. Die genauen Umstände sind ungeklärt.
Die Täter wurden für ihre Taten nicht verurteilt.
Bis heute gibt es keine Form des Gedenkens an die Ermordeten.
Dies möchten wir ändern. Weiterlesen ...
Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus
Unser Verein ist Mitglied im Bündnis "Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus".
Unsere Social Media Accounts:
Instagram: @gedenken.an.die.opfer.des.ns
Facebook: @gedenken.an.die.opfer.des.ns
Twitter: @gedenken_goe
Irgendjemand musste die Täter ja bestrafen — Vortrag mit Achim Doerfer
Achim Doerfer ist stellvertretender Vorstand der Liberalen Jüdischen Gemeinde Göttingen und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Göttingen.
Diese Veranstaltung fand statt im Rahmen der Göttinger Veranstaltungsreihe
„Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus – Eine Veranstaltungsreihe: 9. November - 27. Januar”
Die Dokumentation unserer Veranstaltung am 27.1.2022 im Alten Rathaus in Göttingen ist jetzt online:
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Zum Inhalt der Veranstaltung:
Doerfer räumt auf mit dem falschen Narrativ, jüdische Menschen hätten sich widerstandslos „wie die Schafe zur Schlachtbank“ führen lassen. Genau das Gegenteil war der Fall, selbst dieses Zitat wurde verdreht. Denn es entstammt einem Aufruf, kurz vor der Wannseekonferenz gerichtet an die 10 Millionen jüdischer Menschen in Europa, eben gerade NICHT „wie die Schafe zur Schlachtbank“ zu gehen. In Folge leisteten jüdische Frauen und Männer den in Relation gesetzt mit Abstand größten Anteil am Widerstand gegen den Faschismus: Bereits in den internationalen Brigaden in Spanien, im französischen Exil in der Résistance, bei den osteuropäischen Partisan*innen, in der Jüdischen Brigade der Britischen Armee, um nur einige Beispiele zu nennen. Nach dem Ende des Nazifaschismus gingen in Norditalien, Österreich und Süddeutschland einige jüdische Kämpfer regelrecht auf Jagd nach Haupttätern und töteten eine erhebliche Anzahl von ihnen. Aber keine Straße, keine Schule, so gut wie nichts erinnert in Deutschland an die zahllosen Frauen und Männer des machtvollen jüdischen Widerstands.
Weiterlesen ...Broschüre über die Verbrechen des Sicherungsregiments 1000 und des SD im französischen Bourg-Lastic im Sommer 1944
Please see English version below.
Broschüre von Laurent Battut:
„Les crimes de Bourg-Lastic - La brigade Jesser entre Auvergne et Limousin, 1944“
Vom 9. Juli bis zum 22. August 1944 war das Dorf Bourg-Lastic Schauplatz mehrerer Verbrechen der „Brigade Jesser“. Bourg-Lastic ist ein Dorf in der Auvergne mit 1400 Einwohner*innen, gelegen an der Grenze zwischen den Departements Puy-de-Dôme und Corrèze. Die „Brigade Jesser“ war eine deutsche Militäreinheit, deren Auftrag die Bekämpfung des französischen Widerstands war. Ihre wichtigste Untereinheit war das Sicherungsregiment 1000.
Am rätselhaftesten geblieben sind die Attentate vom 15. Juli 1944: In den frühen Morgenstunden wurden 23 Männer erschossen. Zuvor gab es in der Region eine Woche lang Razzien, Verhaftungen, Verhöre und die Aussonderung von Geiseln. Die Geiseln wurden fünf Tage und sechs Nächte lang festgehalten.
Weiterlesen ...Aufruf an Angehörige ehemaliger Mitglieder des Sicherungsregiments 1000 (motorisiert)
Please see English version below.
Über das Sicherungsregiment 1000 (motorisiert) ist bislang relatv wenig bekannt. Im Frühjahr und Sommer 1944 war es als Teil der „Brigade Jesser“ eingesetzt im Kampf gegen die erstarkende Résistance in Zentralfrankreich.
Peter Lieb attestiert in seinem Standardwerk „Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg? Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte“ (Hrsg. Institut für Zeitgeschichte, Band 69, R. Oldenbourg Verlag München, 2007) eine „miserable Quellenlage“ zu den Sicherungsregimentern und –bataillonen. So findet sich dort auch nur ein einziger ungenauer Hinweis auf das Sicherungsregiment 1000 im Zusammenhang mit den Kämpfen am Mont Mouchet am 10./11. 6. 1944 in einer Fußnote.
Ganz neu erschienen ist die französichsprachige Broschüre „Les crimes de Bourg-Lastic – La Brigade Jesser entre Auvergne et Limousin 1944“ von Laurent Battut, Editions Lamarque Historique, ISBN 978-2-490643-59-2. Sie hat einen zwar begrenzten, aber bedeutsamen Teil des Agierens der Brigade Jesser und des Sicherungsregiments 1000 zum Thema.
Es hat sich zwischenzeitlich eine kleine Arbeitsgruppe gebildet, darunter Familienmitglieder ehemaliger Angehöriger des Sicherungsregiments 1000. Wir tauschen Quellen ganz unterschiedlicher Herkunft aus und werten diese aus. Diese umfassen z.B. Kriegstagebücher deutscher Armeestäbe, deutsche Feldpostbriefe aus Privatbesitz, Auskünfte von Archiven etc..
Um die Quellenlage der historischen Forschung zu verbessern, starten wir hiermit einen Aufruf an die Familien ehemaliger Angehöriger des Sicherungsregiments 1000, uns ihre in Privatbesitz befindliche Dokumente, Feldpostbriefe, Postkarten, Fotos und andere Zeugnisse in Kopie zur Verfügung zu stellen.
Ebenso bitten wir Angehörige ehemaliger Mitglieder der alliierten Armeen uns Dokumente über das Sicherungsregiment 1000 zur Verfügung zu stellen, die sich eventuell in ihrem Besitz befinden könnten.
Im Gegenzug bieten wir unsere bisherigen Kenntnisse und weiteren Austausch an.
Eine Kontaktaufnahme ist möglich per Email an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
Da das Sicherungsregiment 1000 aus insgesamt ca. 1500 Soldaten bestand, dürften sich viele Dokumente im Privatbesitz der Familien ehemaliger Regimentsangehöriger befinden. Eine Zugehörigkeit ist anhand der Feldpostnummer einfach zu verifizieren. Diese sind an dieser Stelle aufgelistet.
Auch die beim Bundesarchiv angesiedelte ehemalige Deutsche Dienststelle (WASt) kann Auskunft über eine Zugehörigkeit zum Regiment geben.
Werden Sie Teil einer sehr interessanten und lehrreichen Arbeit über ein Thema das noch wenig beforscht ist.
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