Freitag, 11. 12. 2015 um 19:30 Uhr
ver.di-Geschäftstelle, Groner-Tor-Straße 32 in Göttingen

Vortrag und Diskussion im Rahmen der Göttinger Veranstaltungs­reihe
„Gedenken an die Opfer des National­sozialismus – Eine Veranstaltungs­reihe: 9. November - 27. Januar”


Der Vortrag zeichnet bereits bekannte und neue Daten aus Jungs Karriere in der NS-Zeit nach. Seine Tätigkeit am Schreibtisch im annektierten Luxemburg hatte für viele tödliche Folgen. Diese werden anschaulich erläutert.

Jung war Oberbürgermeister Göttingens von 1926 bis April 1938. In den Jahren 1940 / 1941 arbeitete er als Justiziar beim nationalsozialistisch ausgerichteten Stalling-Verlag, zwischen 1941 und 1944 war er Landrat im Kreis Esch-sur-Alzette in Luxemburg.

Dort zeichnete Jung als Vertreter der Zivilverwaltung im Kreis Esch verantwortlich für die Zwangsrekrutierung junger Luxemburger Männer in die Wehrmacht und Zwangsdienst für junge Luxemburgerinnen im „Reich“. Gegen die Einführung der Zwangsrekrutierung 1942 streikten landesweit Arbeiter großer Fabriken. Der Streik wurde durch standrechtliche Erschießungen niedergeschlagen. Insgesamt entzogen sich rund 40% dem Zwangskriegsdienst, obwohl oft ihre ganze Familie als Repressionsstrafe deportiert wurde. „Refraktäre“ wurden im Land versteckt, z.T. in Bergwerken, oder flohen ins Ausland, wo sich viele dem Widerstand oder offizieller Armee anschlossen, um gegen die Naziherrschaft zu kämpfen. Gefangene Refraktäre wurden in KZs verschleppt, wo viele starben. Nicht zuletzt aufgrund der Zwangsrekrutierung erlitt das kleine Land in Westeuropa die zweithöchste Opferzahl im Verhältnis zur Einwohnerzahl.

Veranstaltet von unserem Verein und unterstützt von ver.di Göttingen


Die Veranstaltungs­reihe wird seit 1997 organisiert von einem Bündnis, zu dem sich verschiedenste gesellschaftliche Initiativen und Einrichtungen zusammengeschlossen haben.

Link zur Veranstaltungsankündigung: „Gedenken an die Opfer des National­sozialismus” – Veranstaltungen im Dezember 2015.