Donnerstag, 18. Januar 2018 um 19:00 Uhr
Holbornsches Haus, Rote Straße 34 in Göttingen

Vortrag und Diskussion im Rahmen der Göttinger Veranstaltungs­reihe
„Gedenken an die Opfer des National­sozialismus – Eine Veranstaltungs­reihe: 9. November - 27.  Januar”

Die Recherche der Referentin unseres Vereins begann mit einem Foto­album aus dem Krieg, ein paar Orts­namen und einigen Familien­erzählungen. In ihrem Vortrag erzählt sie davon, an welche Orte ihre Spuren­suche sie geführt hat. Anhand einiger Beispiele berichtet sie von den „Banden­bekämpfungs­aktionen“ des 15. SS-Polizei­regiments in Ober­italien und zeichnet Werde­gänge einzelner beteiligter Polizisten bis in die 1970er Jahre nach.

Dass die Wehrmacht zahlreiche Kriegs­verbrechen begangen hat, ist mittlerweile bekannt. Bezogen auf die Polizei ist bis heute gängige Meinung, dass der Vernichtungs­krieg im Osten und auch die Massaker in West- und Süd­europa in der späteren Phase des Kriegs von „der SS“ durchgeführt wurden. Tatsächlich wurde das Personal der Einsatz­gruppen vieler­orts zu erheblichen Teilen von der Ordnungs­polizei gestellt. Ghettos wurden von Ordnungs­polizisten bewacht, ebenso die Deportations­züge in die Vernichtungs­lager. Einige Ghettos wurden von Polizei­bataillonen liquidiert. Die Gaswagen wurden unter der Leitung eines Polizei­offiziers entwickelt. Eine straf­rechtliche Auf­arbeitung der Verbrechen der Ordnungs­polizei fand nach 1945, wenn überhaupt, nur für die Führungs­ebene statt. Bei der Neu­aufstellung der west­deutschen Polizei wurden fast alle Täter der mittleren und unteren Dienst­ränge wieder­eingestellt und nahmen großen Einfluss auf die nach­folgende Generation, etliche davon als Ausbilder.