Sprache auswählen

Walter Bode (Name geändert) ist 1908 in Braunschweig als Sohn eines Bäckers geboren und aufgewachsen. Mit 18 Jahren beendete er seine Ausbildung zum Tischler und arbeitete in verschiedenen Tischlereien. Zur Polizei-Reserve hat er sich gemeldet in der Hoffnung, dass der Polizeidienst „nicht so schlimm“ ist wie Dienst an der Front. Bis März 1943 war er wegen „kriegswichtiger Arbeit“ davon zurückgestellt; in und um Braunschweig wurden u.a. Flugzeugteile aus Holz hergestellt. Dann wurde er zur Ordnungspolizei eingezogen.


Bereits im Jahr 1936 wurde die Polizei organisatorisch mit der SS verbunden und so erlangte der „Reichsführer SS“ Heinrich Himmler auch Befehlsgewalt über die Polizei. Im Februar 1943 erhielten alle Polizei-Regimenter die Bezeichnung „SS-Polizeiregimenter“, sie blieben aber Bestandteil der Ordnungspolizei. So wurde Walter Bode Mitglied des 15. SS-Polizeiregiments. [1]

Nach kurzer Ausbildung u.a. in Metz, der damals besetzten Hauptstadt Lothringens, ging es für Walter Bode drei Monate nach Norwegen. Dort wurde das 15. SS-Polizeiregiment nach fast vollständiger Vernichtung im Januar 1943 in Russland neu aufgestellt.


Im Zuge der deutschen Besetzung Italiens im Spätsommer 1943 wurde Walter Bodes Regiment in die Region Piemont nach Norditalien verlegt. Dort war er etwa ab dem 12. September 1943 – nah am Stab des Regiments – als PKW-Fahrer bei der Kraftfahrerstaffel des Regiments in Vercelli.

Aufgaben der Ordnungspolizei in Italien waren zu einem sehr großen Teil der Kampf gegen Partisanen und Partisaninnen und den Widerstand gegen die deutsche Besatzung. Sie sicherten und bewachten Transporte, Gefängnisse und deutsche Einrichtungen. Außerdem setzten sie die Ausbeutung der Menschen (Stichwort Zwangsarbeit im Deutschen Reich) und der Wirtschaft für das Deutsche Reich durch.
In Norditalien arbeiteten dabei unterschiedliche deutsche Verbände von Wehrmacht, Polizei und SS zusammen. Auch italienische faschistische Verbände waren deutschem Kommando unterstellt. [2]


Der 25. April ist in Italien der „Anniversario della Liberazione“ (Tag der Befreiung Italiens). [3]

Am 27. April 1945 geriet Walter Bode in Novara in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Später war Walter Bode noch bis Ende 1945 vermutlich in Wildflecken in Bayern in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Danach kehrte er zu seiner Familie und seinem erlernten Beruf zurück.

Da Walter Bode in der Hierarchie ziemlich weit unten stand, ist es schwierig, seinen Weg direkt zu verfolgen. Es lassen sich aber sehr wohl für viele Massaker an Partisaninnen und Partisanen und Zivilistinnen und Zivilisten die verantwortliche Einheit sowie der oder die verantwortliche(n) Offizier(e) benennen. So war das 15. SS-Polizeiregiment maßgeblich an zwei Großaktionen im Piemont beteiligt:

An einer groß angelegten Razzia im Juni 1944 im Val Grande westlich des Lago Maggiore, deren Abschluss die Erschießung von 42 Menschen in Fondotoce war. Heute steht an der Stelle ihrer Ermordung die Gedenkstätte „Casa della Resistenza“. Sie ist dem Andenken an die Partisaninnen und Partisanen im Piemont gewidmet. [4]

Im September und Oktober 1944 gelang es den Partisaninnen und Partisanen im Ossola-Tal – einem Tal ganz im Norden Italiens an der Grenze zur Schweiz – und dem angrenzenden Val Grande, die freie „Repubblica dell’Ossola“ zu gründen. [5]
Auch in die Rückeroberung des Ossola-Tals im Oktober 1944 war das 15. SS-Polizeiregiment maßgeblich involviert.

 

Für die Recherche zu Walter Bodes Einsatz in Italien ist sein Fotoalbum aus seiner dortigen Zeit sehr hilfreich. Es enthält eine Mischung aus „Urlaubsfotos vom Auslandseinsatz“ und Fotos von Kampfeinsätzen. Letzteres ist für die NS-Zeit ungewöhnlich.

Im Bundesarchiv in Berlin existieren viele Akten zu diesem Regiment und dessen Offizieren.
Und natürlich helfen uns – wie immer bei unseren Recherchen – Kontakte zu Menschen weiter, die an ähnlichen Themen arbeiten, sowie Recherche an den Orten des damaligen Geschehens und Gespräche mit dort lebenden Menschen.

 


[1]  zurück zum Text

[2]  zurück zum Text

  • Kurzabriss bei Wikipedia über die deutsche Besetzung Italiens und deutschen Kriegsverbrechen in Italien

[3]  zurück zum Text

  • Wikipedia zum Anniversario della Liberazione

[4]  zurück zum Text

[5]  zurück zum Text