Seit den mörderischen Pogromen der Hamas vom 07.10.2023 rollt auch durch Deutschland eine breite Welle des Antisemitismus. Jüdisches Leben und jüdische Einrichtungen in Deutschland werden wieder einmal angegriffen und angefeindet. Dieser Antisemitismus ist mitnichten "importiert", sondern er sprießt und gedeiht in diesem Land seit Jahrzehnten in ganz verschiedenen Milieus, genährt aus tradierten Verschwörungsnarrativen.
Mit einer Veranstaltungsreihe will ein breites Göttinger Bündnis über Ideologie und Erscheinungsformen des Antisemitismus aufklären und Menschen ermutigen, sich aktiv gegen antisemitische Diskurse im Alltag zu positionieren.
Judenhass Underground - Antisemitismus in emanzipatorischen Subkulturen und Bewegungen
Montag, 09.09.2024, 19:00h, Literaturhaus, Nikolaistraße 22, 37073 Göttingen Lesung mit Nicholas Potter
Heute will kaum jemand als Antisemit*in gelten. Erst recht nicht in Subkulturen und Bewegungen mit einem progressiven, emanzipatorischen Selbstbild. Judenhass geht aber schon seit Jahrzehnten auch underground – ob Rapper gegen Rothschilds, DJs for Palestine oder Punks Against Apartheid. BDS, die Boykottkampagne gegen den jüdischen Staat, will nahezu jedes Anliegen kapern, von Klassenkampf bis Klimagerechtigkeit. Altbekannte Mythen tauchen in alternativer Form wieder auf, bei Pride-Demos, auf der documenta oder beim Gedenken an den Terror von Hanau. Und viele Jüdinnen und Juden fragen sich, wo ihr Platz in solchen Szenen sein soll.
Antisemitismus und Postkoloniale Theorien
Montag, 16.09.2024, 19:00h, Holbornsches Haus, Rote Straße 34, 37073 Göttingen Vortrag von Dr. Ingo Elbe
Seit dem Pogrom vom 7. Oktober überschwemmt eine Welle von Hass gegen Israel westliche Universitäten. Wir haben es dabei mit einer erheblichen Radikalisierung linker Akteur*innen zu tun, deren Boden aber bereits lange vorher bereitet war. Einen wesentlichen Beitrag dazu liefern die in vielen Bereichen des akademischen Betriebs inzwischen tonangebenden postkolonialen Theorien. Eigentlich als eine wissenschaftliche Denkschule entstanden, um soziale und ökonomische Fragen des Kolonialismus, der Dekolonisierung und der postkolonialen Zustände zu analysieren, ist die Dämonisierung Israels dort mittlerweile Standard.
Antisemitismus konkret: Wie hat sich das Leben für jüdische Studierende in Deutschland seit dem 7. Oktober 2023 verändert?
Donnerstag, 26.09.2024, 18:00h, Holbornsches Haus, Rote Straße 34, 37073 Göttingen Podiumsdiskussion mit Katarzyna Miszkiel-Deppe (RIAS Niedersachsen) und Studierenden der Jüdischen Hochschulgruppe Kassel und der Jüdischen Studierenden Union Deutschland (JSUD)
Der 7. Oktober 2023 war ein einschneidendes, beängstigendes Erlebnis - nicht nur in Israel, sondern auch für Jüd*innen in der ganzen Welt. An deutschen Universitäten versuchen "pro-palästinensische" Studierende und BDS-Aktivist*innen Angsträume und No-Go-Zonen für Jüd*innen zu schaffen. Die bei der niedersächsischen Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) gemeldeten antisemitischen Vorfälle haben mittlerweile einen Höchststand erreicht - und ein Ende ist noch nicht einmal abzusehen.
Wie nehmen jüdische Studierende diese Situation in ihrem Alltag wahr? Wie schützen sie sich und wie gehen sie mit dieser Gefährungslage um? Wie sieht ihr Widerstand gegen diesen antisemitischen Alltag aus? Darüber wollen wir in der Podiumsdiskussion gemeinsam sprechen.
Israel nach dem 7. Oktober 2023: ein Blick auf die Gewerkschaften und die sozialen Bewegungen in Israel
Montag, 30.09.2024, 19:00h, Holbornsches Haus, Rote Straße 34, 37073 Göttingen Vortrag von Ori Strassberg (Israel)
Wie sieht die gesellschaftliche und politische Lage in Israel derzeit aus? Wie agieren Gewerkschaften und soziale Bewegungen in Israel nach den traumatischen Pogromen? Was macht der tagtägliche Raketenbeschuss aus Gaza, Libanon und Jemen mit der israelischen Bevölkerung? Wie sieht die breite Protestbewegung für die Freilassung der nach Gaza entführten Menschen aus?
Auf diese und weitere Fragen wird Ori Strassberg Antworten liefern. Ori Strassberg lebt seit 25 Jahren in Israel, wo er als Reiseleiter und Dolmetscher arbeitet. Fast zwei Jahrzehnte lang betreute er die gewerk-schaftlichen Austausch- und Bildungsprogramme zwischen dem israelischen Gewerkschafts- dachverband Histadrut und dem DGB.
Dieses Projekt ist Teil der "Partnerschaft für Demokratie in der Stadt Göttingen".
Es wird gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben! - Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit".